In Auslandspraktikum

An der Ankunft am Stuttgarter Flughafen stehen unglaublich viele Menschen, so kommt es mir jedenfalls vor. Um meine Familie in der Menge ausfindig zu machen, lasse ich meinen Blick über die vielen erwartungsvollen Gesichter schweifen. War ich wirklich einen Monat in Plymouth gewesen? Ich erinnere mich zurück, wie mein Ausbilder mir auf dem Gang im Vorübergehen einen Flyer  gab. „Auslandsaufenthalt… jetzt bewerben…“ Wow, nicht schlecht. Ich war begeistert. Noch war alles nur eine Idee. Also bewarb ich mich und siehe da, bekam auch eine Zusage. Aus der Idee wurde Ernst. Jetzt begann ich nachzudenken. Ich hatte zwar bis zum Abi Englisch und besuche den freiwilligen Englischunterricht in der Berufsschule, aber reichte dies aus, um in England in einer Firma zu arbeiten? So absolvierte ich zusätzlich am Abend noch ein Business English Seminar, welches die Industrie und Handelskammer Nordschwarzwald regelmäßig anbietet. Alles in allem fühlte ich mich gut vorbereitet.

Als ich nun am Tag des Abflugs am Stuttgarter Flughafen ankam, traf ich auf ein paar bekannte Gesichter. Wir hatten uns alle schon auf einem Vorbereitungsseminar in Konstanz kennengelernt. Der Abschied von den Familien schien einigen sehr schwer zu fallen. Doch der Gruppenzusammenhalt war von Beginn an sehr hoch. Wir checkten zusammen ein, gingen gemeinsam durch die Sicherheitskontrollen, bis wir schließlich alle gemeinsam im Bus von London nach Plymouth saßen. In Plymouth wurden wir von unseren Gasteltern abgeholt. Oh nein, wir mussten uns trennen, alleine in die Familien. Oh je… Mein Gastvater begann sofort ein lockeres Gespräch im Auto. Er war erstaunt, dass ich mich so gut in Englisch unterhalten konnte „Puh, der Englischkurs hat seine Wirkung gezeigt“. Nach der Ankunft im Haus der Gasteltern kam schon die erste Überraschung: ich sollte das Minizimmer für zwei Wochen mit einem Mädchen aus Polen und für eine Woche mit einem französischen Mädchen teilen. Hmmm, okaaaaay…. was blieb mir anderes übrig.

In der ersten Woche besuchten wir alle gemeinsam den Sprachunterricht, zu dem wir in kleinere Gruppen aufgeteilt wurden. Wir wurden noch einmal richtig auf einige Situationen, wie z.B. den Büroalltag, den Besuch in einem Restaurant oder Verabredungen vorbereitet. Nach der Schule erkundeten wir gemeinsam die Stadt, machten gefühlte 1000 Bilder mit unseren Fotokameras und besuchten das Marine Aquarium. Am Abend trafen wir uns dann wieder, um die Neuigkeiten des Tages auszutauschen. Oft brachten wir Studenten oder Schüler mit, welche ebenfalls bei den Gasteltern lebten und die wir dort kennengelernt hatten. Ich nahm meine polnische Zimmergenossin fast immer mit, denn wir verstanden uns ziemlich gut. Am Ende der Schulwoche musste jeder von uns einen Test ablegen. Dann wurde uns ein Zertifikat mit dem erreichten Sprachlevel verliehen.

In der zweiten Woche saß ich im Bus auf dem Weg zu der Firma, bei welcher ich nun drei Wochen arbeiten sollte. „Was kommt auf mich zu? Was wird von mir erwartet? Was wird vorausgesetzt? – Stopp! Tief durchatmen und los geht es Iris. Ich hatte doch schon viel in meinem Leben gemeistert, also schaffe ich auch das!“ Pünktlich stand ich vor dem riesigen Gebäude in der die Firma ihr Büro hatte, „Na dann mal los!“. Nach einer kurzen Begrüßung wurden mir das Unternehmen und die Aufgaben erläutert, die für mich vorbereitet waren. Zusätzlich sollte ich noch alle Abteilungen des Unternehmens durchlaufen, indem ich mit den zuständigen Sachbearbeiterinnen zusammenarbeitete und dann ging es auch schon los. Ich hatte auf einmal gar keine Zeit mir „Sorgen“ zu machen.

So fuhr ich nun für drei Wochen jeden Tag mit dem Bus zum Büro, aber ohne mir weitere unnötige Gedanken zu machen. Die Arbeiten, die ich dort erledigte machten mir Spaß und die Tage verflogen. Probleme hatte ich nie, außer mit dem Bus, der ab und zu einfach nicht kam. Da blieb dann nur noch eine Option und die hieß: Rennen, und zwar zur nächsten Bushaltestelle einer anderen Buslinie.  Eigentlich war es perfekt, denn das meiste was ich hier tun sollte, kannte ich schon von meiner Ausbildung in Deutschland und was ich noch nicht kannte, habe ich neu gelernt.

Ich habe neue Freunde kennengelernt und neue tolle Erfahrungen gesammelt. Durfte in ein wunderschönes fremdes Land. Ich habe viel gesehen und alles sehr genossen. Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Chance auf ein Auslandspraktikum durch „Go For Europe“ und meiner Ausbildungsstelle der Industrie und Handelskammer Nordschwarzwald ermöglicht wurden. Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch ein kleines bisschen stolz auf mich. Nach dem traurigen Abschied von den Menschen in Plymouth und von England allgemein, stehe ich nun voller Vorfreude in Stuttgart und grinse meiner Familie entgegen.

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Auslandspraktikum in Portsmouth